Wie Wechseljahresbeschwerden mit dem Risiko für Demenz zusammenhängen können

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Hintergrund

Die Wechseljahre sind ein natürlicher biologischer Prozess im Leben jeder Frau. Während dieser Phase nimmt die Produktion des Hormons Östrogen stark ab – und mit ihr kommen häufig zahlreiche körperliche und psychische Beschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen und Konzentrationsprobleme.

Neuere Forschung deutet darauf hin, dass diese Beschwerden möglicherweise nicht nur das Wohlbefinden in der Lebensmitte beeinträchtigen, sondern auch Hinweise auf das spätere Risiko für Demenz geben könnten. Frauen sind im Alter häufiger von Alzheimer betroffen als Männer, und der Östrogenrückgang in den Wechseljahren wird als ein möglicher Risikofaktor diskutiert.

Fragestellung

Die zentrale Frage der aktuellen Studie lautete:
Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl der erlebten Wechseljahresbeschwerden (sogenannter "Symptombelastung") und kognitiven oder verhaltensbezogenen Veränderungen im mittleren und höheren Lebensalter?

Zudem wurde untersucht, ob eine Hormonersatztherapie (HRT) diese möglichen Zusammenhänge beeinflussen kann.

Methode

Es wurden die Daten von 896 Frauen nach der Menopause aus der kanadischen Online-Studie CAN-PROTECT analysiert. Das ist eine groß angelegte Studie zum Thema gesundes Altern.

Die Erhebungen umfassten:

  • Symptombelastung: Anzahl der in der Rückschau angegebenen typischen Beschwerden in der Perimenopause (z. B. Hitzewallungen, Schlafprobleme, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme, Vergesslichkeit).
  • Kognitive Leistungsfähigkeit: Gemessen mit einem Alltagsfragebogen (ECog-II), der z. B. Gedächtnis und Sprache bewertet.
  • Verhaltensveränderungen: Erfasst mit der „Mild Behavioral Impairment Checklist“ (MBI-C), die frühe Hinweise auf neuropsychiatrische Veränderungen dokumentiert, wie sie auch bei beginnender Demenz auftreten können.
  • Weitere Einflussfaktoren: Alter, Bildungsjahre, Art und Zeitpunkt der Menopause, Hormonersatztherapie.

Ergebnisse

  1. Mehr Wechseljahresbeschwerden = schlechtere kognitive Leistung
    Frauen, die mehr Beschwerden erlebt hatten, zeigten häufiger Anzeichen von kognitiven Beeinträchtigungen – insbesondere bei Gedächtnis, Sprache und Organisation im Alltag. Pro zusätzliches Symptom stieg das Risiko für kognitive Probleme um etwa 5 %.
  2. Mehr Beschwerden = mehr auffällige Verhaltensänderungen (MBI)
    Ein ähnlicher Zusammenhang zeigte sich bei den Verhaltenssymptomen, z. B. Antriebslosigkeit, Reizbarkeit oder Misstrauen. Jede weitere Wechseljahresbeschwerde war mit einer 6 % höheren Belastung durch solche Symptome verbunden.
  3. Hormonersatztherapie zeigte Wirkung – aber nur bei Verhalten
    Frauen, die eine HRT erhalten hatten, berichteten deutlich weniger MBI-Symptome. Ein Einfluss auf die kognitiven Ergebnisse konnte jedoch nicht nachgewiesen werden.
Fazit

Die Studie legt nahe, dass die Anzahl der Wechseljahresbeschwerden ein Frühindikator für spätere kognitive oder verhaltensbezogene Veränderungen sein kann. Beides sind bekannte Vorboten einer möglichen Demenz.

Besonders bemerkenswert ist: Nicht nur einzelne Beschwerden, sondern deren Gesamtheit (die „Symptombelastung“) scheint entscheidend zu sein. Die Wechseljahre könnten somit – ähnlich wie Bluthochdruck oder Diabetes – als Phase identifiziert werden, in der sich das spätere Demenzrisiko abzeichnet.

Limitationen der Studie

So aufschlussreich die Ergebnisse auch sind, die Studie hat einige Einschränkungen, die bei der Interpretation beachtet werden sollten:

  1. Momentaufnahme statt Langzeitbeobachtung (Querschnittsstudie)
    Die Studie basiert auf Daten, die zu einem einzigen Zeitpunkt erhoben wurden. Das bedeutet:
    Es lässt sich nicht eindeutig sagen, ob die Wechseljahresbeschwerden tatsächlich die Ursache für spätere Gedächtnis- oder Verhaltensprobleme sind – oder ob andere Faktoren mitwirken.
    Langzeitstudien wären notwendig, um echte Ursache-Wirkung-Beziehungen zu belegen.
  2. Selbstberichtete Symptome in der Rückschau
    Die Teilnehmerinnen gaben ihre Wechseljahresbeschwerden rückblickend an – zum Teil viele Jahre nach der Menopause.
    Das birgt die Gefahr von Erinnerungsverzerrungen, da man sich möglicherweise nicht mehr genau an alle Symptome oder deren Ausmaß erinnert.
  3. Nur Anzahl, nicht Schwere der Symptome erfasst
    In der Studie wurde nur gezählt, wie viele typische Beschwerden (z. B. Hitzewallungen, Schlafprobleme) eine Frau erlebt hatte – nicht aber, wie stark diese ausgeprägt waren. Dabei könnte die Intensität ebenso entscheidend sein wie die bloße Anzahl.
  4. Keine Differenzierung bei chirurgischer Menopause
    Die Forscher unterschieden zwar zwischen natürlicher und medizinisch bedingter Menopause, aber nicht genauer, ob z. B. eine Gebärmutterentfernung mit oder ohne Eierstockentfernung vorlag. Dies wäre wichtig, da der Verlust der Eierstöcke stärkere hormonelle Auswirkungen hat – und damit möglicherweise auch auf das Gehirn.
  5. Hormontherapie nicht im Detail analysiert
    Zwar wurde der Einfluss einer Hormonersatztherapie (HRT) berücksichtigt, jedoch nicht nach Art, Dauer oder Beginn der Therapie differenziert. Auch wurden verschiedene Präparate (z. B. Östrogene, Gestagene) teils zusammengefasst.
    Das ist relevant, denn unterschiedliche Hormonarten können unterschiedlich auf das Gehirn wirken.
  6. Mögliche Einflussfaktoren nicht ausgeschlossen
    Die Studie schloss keine Teilnehmerinnen aus, die Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes oder frühere psychische Erkrankungen aufwiesen.
    Das ist zwar realitätsnah, erschwert aber die Beurteilung, ob allein die Wechseljahresbeschwerden für die Ergebnisse verantwortlich sind.

Referenz:
CrockfordJFE, Guan DX, Einstein G, Ballard C, Creese B, Corbett A, Pickering E,Bloomfield A, Roach P, Smith EE, Ismail Z. Menopausal symptom burden as apredictor of mid- to late-life cognitive function and mild behavioralimpairment symptoms: A CAN-PROTECT study. PLoS One. 2025 Mar 5;20(3):e0301165.

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Prof. Dr. med. Petra Stute, Stv. Chefärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Frauenklinik Inselspital Bern, Schweiz

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