Das pflanzliche Präparat Vitex agnus castus (VAC, Mönchspfeffer) wird anekdotisch mit einer reduzierenden Wirkung auf die Libido assoziiert. Aber stimmt das überhaupt? Bereits 2021 wurde die sexuelle Funktion in einer 4-monatigen verblindeten Studie bei 102 Frauen im gebärfähigen Alter untersucht. Diese erhielten entweder ein VAC-Extrakt (3.2–4.8 mg/Tag) oder Placebo. Die sexuelle Funktion wurde mit einem geprüften Fragebogen zu Studienbeginn und nach 4, 8, 12 und 16 Wochen bewertet [1]. Es wurde ein signifikanter Gruppenunterschied in der Gesamtbewertung der sexuellen Funktion gezeigt, nicht aber in den Einzelaspekten wie Libido, Orgasmusfähigkeit, Schmerzen. Nach diesem auf den ersten Blick vielversprechenden Ergebnis stellte sich die Frage, inwiefern Mönchspfeffer einen Einfluss auf die sexuelle Funktion bei Frauen nach der Menopause hat. Hierfür wurde in einer 2-monatigen verblindeten Studie bei 60 Frauen nach der Menopause mit sexueller Beeinträchtigung der Einfluss von VAC auf die sexuelle Funktion untersucht. Die Frauen wurden entweder mit 40 Tropfen VAC oder Placebo behandelt. Die sexuelle Funktion wurde wieder mit demselben Fragebogen zu Studienbeginn und nach 4, 6 und 8 Wochen bewertet [2]. Der Gruppenunterschied für den Gesamtscore des Fragebogens war nach 6 und 8 Wochen zugunsten von Mönchspfeffer signifikant. In den Teilaspekten sexuelles Verlangen, Zufriedenheit und Schmerzen bei Geschlechtsverkehr war der Gruppenunterschied bereits nach 4 bzw. 6 Wochen signifikant. Basierend auf den genannten Studien und dem sehr guten Sicherheitsprofil von Mönchspfeffer wäre nun bei einem Libidomangel ein Therapieversuch mit Mönchspfeffer über mindestens 8, besser 16 Wochen zu erwägen. Allerdings haben beide Studien sehr viele Limitationen: Die genauen Dosierungen werden nicht genannt, so dass die Vermutung nahe liegt, dass die Präparate nicht standardisiert hergestellt wurden. Auch bleiben viele Fragen zu den Frauen, die an den Studien teilnahmen, offen. Es wurde nicht beschrieben, welche der Studienteilnehmerinnen überhaupt regelmässig sexuell aktiv waren bzw. Interesse an sexueller Aktivität hatten. Zudem fand keine Differentialdiagnostik z.B. zum Ausschluss der genitalen Beschwerden statt. So bleibt zum jetzigen Zeitpunkt und bis zum Vorliegen guter Studien vielleicht nur das Fazit, dass Mönchspfeffer die sexuelle Funktion zumindest nicht zu beeinträchtigen scheint.
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Prof. Dr. med. Petra Stute
Stv. Chefärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Frauenklinik Inselspital Bern, Schweiz
Astellas, Bayer (Schweiz) AG, CSL Vifor, Dolsan, Effik, Exeltis, Gedeon Richter, Labatec, Pierre Fabre Pharma, KannaSwiss, Theramex.
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