Wenn Medikamente die Lust nehmen

Wie Arzneimittel die Sexualität von Frauen beeinflussen können

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Sexualität ist ein wichtiger Teil unseres Wohlbefindens – unabhängig vom Alter. Doch viele Frauen erleben irgendwann in ihrem Leben Probleme wie nachlassendes sexuelles Verlangen, Erregungsschwierigkeiten, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Schwierigkeiten, einen Orgasmus zu erreichen. Was viele nicht wissen: Solche Beschwerden können durch Medikamente ausgelöst oder verstärkt werden. Dabei handelt es sich nicht nur um ein lästiges „Nebenproblem“, sondern um eine ernstzunehmende Nebenwirkung, die die Lebensqualität stark einschränken und sogar dazu führen kann, dass Patientinnen ihre Medikamente nicht mehr regelmäßig einnehmen.
Ein Forscherteam aus Finnland wollte genauer wissen: Welche Medikamente beeinträchtigen die weibliche Sexualität? Wie häufig tritt das auf? Und was lässt sich dagegen tun? Die Ergebnisse wurden in Form eines Übersichtsartikels veröffentlicht – das heißt, die Forscher:innen haben viele verschiedene Studien zu diesem Thema zusammengetragen und ausgewertet.
Die Auswertung zeigt deutlich: Viele Medikamente können die weibliche Sexualität negativ beeinflussen – manchmal sogar dauerhaft.

Antidepressiva
Besonders Medikamente, die auf das sogenannte Serotoninsystem wirken (SSRI), verursachen häufig sexuelle Probleme. Bis zu 80 % der Frauen berichten über Lustlosigkeit, mangelnde Erregung oder Orgasmusschwierigkeiten. Besser verträglich scheinen Alternativen wie Bupropion oder Agomelatin zu sein. In seltenen Fällen können die Beschwerden auch nach dem Absetzen der Medikamente bestehen bleiben („post-SSRI-sexuelle Dysfunktion“).

Antipsychotika
Diese Medikamente werden bei schweren psychischen Erkrankungen eingesetzt. Viele von ihnen erhöhen den Prolaktinspiegel – ein Hormon, das den Sexualhormonhaushalt stört. Je nach Wirkstoff treten bei 16 % bis 60 % der behandelten Frauen sexuelle Funktionsstörungen auf.

Opioide (z. B. Morphin, Tramadol)
Bei längerfristiger Einnahme – etwa bei chronischen Schmerzen – kann es bei bis zu 70 % der Frauen zu sexuellen Problemen kommen. Vor allem Lustlosigkeit, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Unzufriedenheit sind häufig. Auch hier spielen Hormonveränderungen eine Rolle.

Hormonelle Verhütung
Die Wirkung auf die Sexualität ist umstritten. Einige Studien berichten über weniger Lust bei Einnahme der Pille. Intrauterinpessare (Hormonspirale) scheinen besser verträglich zu sein. Die Rolle männlicher Hormone (Androgene) bei Frauen ist noch nicht abschließend geklärt.

Blutdrucksenker
Vor allem Betablocker wie Metoprolol könnten bei manchen Frauen zu Libidoproblemen oder Scheidentrockenheit führen. Andere Mittel wie ACE-Hemmer oder Sartane zeigen dagegen eher neutrale oder sogar positive Effekte auf das sexuelle Empfinden.

Krebsmedikamente
Besonders bei Brustkrebspatientinnen sind sexuelle Funktionsstörungen sehr häufig. Chemotherapie, Hormontherapie (z. B. Tamoxifen, Aromatasehemmer) und die Krebserkrankung selbst können Erregung, Lubrikation und Orgasmusfähigkeit beeinträchtigen. Studien zeigen, dass über 80 % der Patientinnen betroffen sein können.

Weitere Medikamente
Auch einige Epilepsiemittel, Beruhigungsmittel (Benzodiazepine), Lithium (bei bipolaren Erkrankungen) und moderne Diabetesmedikamente (SGLT2-Hemmer) können die Sexualität stören – zum Beispiel durch erhöhte Infektionsneigung, hormonelle Effekte oder Müdigkeit.

Fazit
Viele Medikamente können die Sexualität von Frauen beeinträchtigen – und zwar in jedem Alter. Häufig wird darüber aber weder in der Arztpraxis gesprochen noch in den Beipackzetteln ausreichend informiert. Dabei ist das Thema hochrelevant: Nicht nur für das persönliche Wohlbefinden, sondern auch für die Medikamententreue.
Wenn Sie Veränderungen Ihrer Sexualität bei sich beobachten und gleichzeitig regelmäßig Medikamente einnehmen, lohnt sich ein Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. In vielen Fällen gibt es Alternativen – entweder andere Medikamente mit weniger Nebenwirkungen oder ergänzende Maßnahmen wie Beckenbodentraining, hormonfreie Gleitmittel, vaginale Östrogene, Sexualberatung oder Anpassungen des Lebensstils.

Referenz:
Piha MOW, Kero K, Tornio A. Female sexual dysfunction as an adverse effect of drugs: a narrative review. Maturitas. 2025 May 28;199:108623.

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Prof. Dr. med. Petra Stute, Stv. Chefärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Frauenklinik Inselspital Bern, Schweiz

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