Menopause und Lipödem

Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft...

Chronisch nicht übertragbare Krankheiten
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Hintergrund

Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die fast ausschließlich Frauen betrifft. Typisch sind symmetrische Fettansammlungen an Beinen und manchmal Armen, die oft schmerzhaft sind, leicht zu blauen Flecken führen und nicht durch Diät oder Sport verschwinden. Die Erkrankung wird häufig mit Übergewicht verwechselt und bleibt daher oft unerkannt.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen: Die Menopause ist ein kritischer Wendepunkt für das Fortschreiten des Lipödems – vor allem durch hormonelle Veränderungen im Fettgewebe.

Fragestellung

Wie beeinflusst die Menopause das Fortschreiten des Lipödems, und welche neuen Therapieansätze könnten helfen, diese Entwicklung zu bremsen oder zu stoppen?

Methode

Literaturrecherche.

Ergebnisse

In den Wechseljahren sinkt das Hormon Estradiol im Blut, gleichzeitig verschiebt sich das Gleichgewicht der Östrogenrezeptoren (ER) im Fettgewebe:

  • Schützender Rezeptor ERα wird weniger aktiv
  • Entzündungsfördernder Rezeptor ERβ wird aktiver
  • Das Lipödem-Fettgewebe produziert lokal weiter Estradiol, was Entzündungen, Fibrose (Verhärtung) und Fettansammlung verstärkt.
  • Progesteron kann seine schützende Wirkung nicht mehr voll entfalten (Progesteron-Resistenz).
  • Diese Kombination führt zu verstärkten Schmerzen, Schwellungen und Fortschreiten der Erkrankung – oft auch bei Frauen, die vorher keine Lipödem-Symptome hatten.

Neue Therapieansätze
  • Frühe Hormonersatztherapie (HRT) mit transdermalem Estradiol, um das Rezeptor-Gleichgewicht zu stabilisieren.
  • Spezielle Gestagene, die Entzündungen hemmen und die lokale Hormonbalance verbessern.
  • Moderne Stoffwechselmedikamente, die Fettstoffwechsel, Entzündung und Bindegewebsumbau positiv beeinflussen.

Fazit

Die Menopause kann das Lipödem deutlich verschlechtern, weil hormonelle, entzündliche und stoffwechselbedingte Veränderungen zusammenwirken. Frühe, gezielte Therapien – kombiniert aus Hormonbalance und Stoffwechselunterstützung – könnten helfen, das Fortschreiten zu bremsen und die Lebensqualität zu verbessern. Frauen mit Lipödem sollten daher in der Peri- und Postmenopause besonders engmaschig betreut und individuell beraten werden.

Limitationen der Studie

Die Arbeit ist eine sog. narrative Übersichtsarbeit – keine klinische Studie mit Patientendaten. Viele Mechanismen beruhen auf pathophysiologischen Modellen und Erkenntnissen aus verwandten Erkrankungen wie Endometriose oder Myomen, nicht ausschließlich auf Lipödem-spezifischer Forschung. Es fehlen randomisierte kontrollierte Studien, die die Wirksamkeit der vorgeschlagenen Therapien beim Lipödem eindeutig belegen. Die Übertragbarkeit der Ergebnisse auf alle Patientinnen ist begrenzt, da das Lipödem sehr heterogen verläuft und individuelle Unterschiede groß sind. Der Einfluss anderer Faktoren wie Ernährung, Bewegung oder genetische Veranlagung wurde in diesem Modell nicht systematisch untersucht.

Referenz:
Pinto da Costa Viana D, Caseri Câmara L, Borges Palau R. Menopause as a Critical Turning Point in Lipedema: The Estrogen Receptor Imbalance, Intracrine Estrogen, and Adipose Tissue Dysfunction Model. Int J Mol Sci. 2025 Jul 23;26(15):7074.

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Prof. Dr. med. Petra Stute, Stv. Chefärztin Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, Frauenklinik Inselspital Bern, Schweiz

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